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Demenz oder die Angst vor dem Älterwerden – jeder Augenblick hat Wert

geschrieben von Agnes

Demenz oder die Angst vor dem Älterwerden – jeder Augenblick hat Wert

Ich schreibe ja meistens nicht aus unserem privaten Leben, zumindest nie top aktuell, weil der Blog einfach thematisch ja doch sehr auf das Zwillingsthema festgelegt ist. Und mich dieses Thema ja nun schon viele Jahre begleitet, da meine Zwillinge ja schon im Pubertätsalter sind.

Aber heute doch mal ein privater Input – wie manche von Euch ja wissen, gibt es in meiner Familie einen Fall von Demenz. Es begann vor Jahren mit fehlenden Worten, mit Kleinigkeiten die vergessen wurden, damals längst nicht so, als das man sich länger Gedanken darum gemacht hätte, es war eben so – aber die Einschränkungen wurden gravierender, so gravierend, dass wir vor der Entscheidung standen, eine Klinikeinweisung vornehmen zu müssen. Dieser Moment war und ist schwer zu ertragen – zu spüren, dass ältere Menschen wieder zu Kindern werden, dass sie auf unsere Hilfe angewiesen sind und wir entscheiden müssen, was gut und richtig ist.

Von heute auf morgen ist nichts mehr, wie es mal war – auch wenn die Krankheit mit kleinen Schritten schon viele Jahre Anlauf nahm, um uns jetzt komplett gefangen zu nehmen, nun ist der Mittelpunkt des Lebens der Aspekt der Demenz und alles was damit im Zusammenhang steht.

Es ist mitunter einfach nur schwierig, sich in die Lage des anderen zu versetzen, die Welt des dementen als solche anzunehmen und zu verstehen, dass seine Gefühle echt und ernst sind, auch wenn sie nicht der realen jetzigen Welt entsprechen. In manchen Momenten kamen und kommen mir immer noch, die Tränen, weil ich nicht gut damit klar kam, die Veränderungen als gegeben zu akzeptieren, zu lernen, dass von dem Menschen, den man mal kannte, der einen jahrelang begleitet hat – nur noch ein wenig übrig blieb. Vom Aussehen gleich geblieben und doch so anders und manchmal reicht das eigene Einfühlungsvermögen nicht mehr aus  um jeder Situation gekonnt und gelassen gegenüber zu stehen, um Aggressivität und bösen Worten gelassen entgegenzutreten.  Ich kam in den letzten Wochen sehr oft an meine Grenzen, die Verantwortung war oft zu groß und selbst mit Unterstützung, war es wie ein riesen Berg der vor einem lag. Ständig die Fragen, machen wir das richtige? Was ist das Beste für den kranken? Wie können wir am besten unterstützen ohne das Gefühl der Bevormundung hervorzurufen? Wie können wir dafür sorgen, dass das Leben auch mit dieser Krankheit lebenswert bleibt?

Sooft eine Gratwanderung und sooft das Gefühl abzustürzen … und doch geht es immer weiter, nicht immer gut, aber doch vorwärts.

Und auch wenn der nahestehende Mensch sich durch Medizin verändert und in seiner Welt glücklicher wird, dann zeugt es von einem großen Herzen, auch diese Veränderung zu tragen und das Gefühl zu geben, dass es gut so ist – auch wenn es für uns oft erschreckend ist, wie sich die Welt verändert, wie klein sie werden kann und wie anders …

Ich habe in den letzten Monaten so viel gelernt – auch dass es sehr wichtig ist Vorsorge zu treffen, falls es einem selber mal so geht – hinterlegt Dokumente, die solche Sachen regeln, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist. Vorsorgevollmacht, Patienverfügung um nur einiges davon zu nennen.

Lebe die Momente, jeder Augenblick ist wertvoll und man weiß nie, wann es keine gemeinsamen Momente mehr gibt, die auch im Gedächtnis bleiben. Denn die Erinnerungen sind es im Alter, die einem immer wieder zum Vorschein kommen, die dem Demenz Kranken das Leben bunter machen.  

Zurück bleibt trotzdem ein schales Gefühl, das Gefühl versagt zu haben – nicht die richtigen Entscheidungen zu treffen und nicht die Unterstützung sein zu können, die erwartet wird.

Über mich

Agnes

Zwillingsmutter (Jungs) + 1 (Tochter), Musik-, Indien- und Lyrikfan. Arbeitsmässig habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und arbeite als Head of Online-Marketing für einen Finanzdienstleister. Falls Du Fragen zum Marketing / SEO für deine Webseite hast, kannst Du mich gerne einfach anschreiben.

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