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Glosse: Blondinen bevorzugt

geschrieben von Michaela

Es heißt ja immer so schön, dass Männer eine Schwäche für Frauen habe, die ihrer Mutter ähneln. Bei meinem Sohn scheint dies – zumindest was das Äußere angeht – nicht der Fall zu sein.

Heute kommt jemand neues zu Wort – Michaela wird in Zukunft immer mal wieder einen Beitrag hier veröffentlichen. Nicht Zwillingsbezogen, dafür umso lustiger. Ihr dürft gespannt sein 🙂 – paar mehr an Infos über sie findet ihr unter diesem Beitrag.


Blondinen bevorzugt

Es heißt ja immer so schön, dass Männer eine Schwäche für Frauen haben, die ihrer Mutter ähneln. Bei meinem Sohn scheint dies – zumindest was das Äußere angeht – nicht der Fall zu sein. Er hat bereits im zarten Alter von etwa drei Jahren eine Schwäche für blonde Frauen entwickelt. Und dass ich blond bin, kann wirklich niemand behaupten. Geschuldet ist seine Vorliebe für Blondinen wohl einer seiner Tanten, die er heiß und innig liebt und der er gerne versonnen durch ihr „goldenes Haar“ streicht. Ich erinnere mich zudem an einen Schwimmbadbesuch, bei dem eine blonde Dame die Umkleide betrat und mein Sohn sie anstarrte, als wäre soeben ein Engel vom Himmel herabgeschwebt. „Mama, die Frau ist aber schön! Die hat sooo schöne Haare!“ Ich möchte wetten, dass die Dame für den Rest des Tages bester Stimmung war. Denn jeder, der schon einmal ein Kompliment von einem Kind bekommen hat, weiß, wie gut das tut.

Als mein Sohn etwa zehn Monate alt war, unternahmen wir mit ihm unsere erste große Reise und überquerten den Atlantik Richtung New York. Wir waren jung und naiv und dachten, ein acht Stunden Flug mit Baby kann ja nicht so schlimm werden. Als wir mit drei Stunden Verspätung, viel Geschrei, zerzaust und fertig mit der Welt landeten, sprach mich beim Aussteigen aus dem Flugzeug ein etwa zehnjähriger Junge an: „You have such a beautiful Baby! He has beautiful eyes.“ Sofort war mein Mutterherz erwärmt und wieder versöhnt mit meinem kleinen Schreihals und dem Rest der Welt. Und ich dachte mir, wenn mein Sohn doch in dem Alter auch so charmant und von Herzen sagen könnte, was ihm gefällt.

Aber man soll ja bekanntlich aufpassen, was man sich wünscht. Es könnte nämlich in Erfüllung gehen. Mein Sohn ist ein großartiger Komplimente-Macher und ein kleiner Charmeur. Zumindest bei anderen. Denn die Komplimente, die ich von ihm bekomme, sind meist eher fragwürdiger Natur. Bei meinem Wunsch damals auf dem Flughafen habe ich nämlich vergessen, dass Komplimente von Kindern immer mit einer großen Ehrlichkeit verbunden sind und dass ein Kind, das Komplimente macht, auch genauso lautstark die Dinge feststellt, die ihm sonst so auffallen. So sind meine Haare nach Meinung meines Sohnes nicht „golden“, sondern „irgendwie orangebraun“. Immerhin  glitzern die grauen Haare, die sich allmählich vereinzelt zeigen (wem habe ich die wohl zu verdanken?!), „so schön silbern“. Aber wen wundert der graue Ansatz: „Du bist ja auch schon fast so alt wie Oma!“. Das Netteste, was ich von meinem Sohn bisher zu hören bekam war wohl ein „Mama, im Ganzen bist du schön, aber deine Schuhe sind komisch.“

So sehr ich mich über ein Kompliment von einem Kind freue, so sehr geht mir aufgrund besagter Ehrlichkeit die galant verpackte Kritik des Sohnemanns zu Herzen. Daher stauben besagte Schuhe nun seit geraumer Zeit in der hintersten Schrankecke vor sich hin. Zudem denke ich über die Anschaffung eines Bauchwegtrainers nach. Nicht etwa, weil mein Sohn meinen Bauch hässlich findet. Mein Sohn liebt meinen Bauch. „Mama, dein Bauch ist so schön, weil er so weich ist wie ein Kissen.“ Mein Göttergatte grinst bei solchen Bemerkungen immer in sich hinein bis ich ihm meinen berühmten bösen Blick zuwerfe. Doch der Herr bekommt auch sein Fett weg. „Mama, in Papa hast du dich doch verliebt, weil er damals noch Haare hatte.“

Aber wie bei so vielen Dingen bin ich im Laufe der Jahre gelassener geworden, was die Anmerkungen meines Sohnes zu meinen äußeren Werten angeht. Mit meinen inneren Werten scheint er immerhin ganz zufrieden zu sein und das ist ja die Hauptsache. Zudem heißt es in der Fachliteratur, wer zu viel Lob und Komplimente bekommt, wird leicht überheblich und kann sich und seine Fähigkeiten nicht mehr realistisch einschätzen. Daher habe ich  beschlossen, meine Haare nicht blond zu färben, sondern meinem „irgendwie orangebraun“ mit silber Glitzer treu zu bleiben – den Bauchwegtrainer schaffe ich mir vielleicht aber doch an.

Habt Ihr auch paar lustige Bemerkungen Euer Kinder? Dann ab damit in die Kommentare 🙂

Über mich

Michaela

Michaela ist Jahrgang 1979 und lebt und schreibt in Berlin. Schon während ihrer Jugend in der nordhessischen Provinz träumte sie vom Leben in der Metropole und nun verpasst sie dort tatsächlich die aufregenderen Sachen, wenn sie freitagabends einmal wieder beim Vorlesen der Gute-Nacht-Geschichte eingeschlafen ist. Das Großstadtleben meistert sie zusammen mit ihrem Sohn und ihrem Mann und hat den größten Respekt vor allen Zwillingseltern, weil sie weiß, dass sich schon ein Kind an manchen Tagen wie ganz viele anfühlen kann.

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