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Wie Kinder Sprechen lernen – vom ersten Schrei zum ersten Satz

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„Kann ich mal bitte die Butter haben?“

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Sicher kennt jeder den Witz mit dem Kind, das mit acht Jahren das erste Mal spricht: „Kann ich mal bitte die Butter haben?“, fragt es am Frühstückstisch. Die Eltern sind hocherfreut, aber auch erstaunt und als sie das Kind fragen, warum es denn bisher nicht gesprochen habe, lautet die Antwort schlicht: „Es war ja bisher nicht nötig!“.

In dem Witz steckt ein Fünkchen Wahrheit, wenn man bedenkt, dass der eigentliche Spracherwerb stattfindet, wenn sich die Aufmerksamkeit von Eltern und Kind gemeinsam auf etwas Drittes richtet. Wie der Spracherwerb im Detail funktioniert, dazu gibt es verschiedene Theorien, die sich zum Teil widersprechen. Zunächst müssen jedoch vor allem die physischen Voraussetzungen für das Sprechen gegeben sein.

In den ersten Lebensmonaten des Kindes sitzt der Kehlkopf noch hoch im Rachen. Auf diese Weise gelangt die Nahrung problemlos am Kehlkopf vorbei in die Speiseröhre – das Baby kann saugen und atmen, ohne sich zu verschlucken. Doch erst wenn der Kehlkopf abgesunken ist, hat sich der Hohlraum ausgebildet, der nötig ist, damit das Kind alle Laute voll ausbilden kann.
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Theoretische Ansätze zum Spracherwerb

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Kinder und Betrunkene haben gemeinsam, dass sie immer die Wahrheit sagen, Babys und Betrunkenen ist das Lallen gemein. Wie es von diesem Lallen zu den ersten verständlichen Worten und Sätzen kommt, dazu gibt es fünf verschiedene Theorien.

Eine Theorie, die auch aktuell besonders beliebt ist, ist der sogenannte Interaktionistische Ansatz. Er besagt, dass die Sprache zunächst einmal nur der Kommunikation mit dem Umfeld dient und in einer dynamischen Wechselbeziehung mit dem Lernumfeld und durch Interaktion mit den Bezugspersonen erlernt wird: Sprache wird vor allem durch Interaktion erlernt.

Der Kognitivistische Ansatz geht davon aus, dass zunächst die kognitiven Fähigkeiten wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Erinnerungsfähigkeit und Planungsfähigkeit erworben werden müssen, um sprachliche Funktionen überhaupt erwerben zu können: Die Sprache wird vom Denken determiniert.

Der Behavioristische Ansatz ist eine sehr bekannte Theorie, die besagt, dass einfache Lernmechanismen den Erwerb der Sprache bestimmen und dass Kinder mehr und mehr sprechen, weil sie gelobt werden, wenn sie Wörter und Sätze imitieren – die Verhaltensweise des Sprechens wird durch das Lob „verstärkt“: Allein die Prinzipien der Imitation und der Verstärkung bedingen den Spracherwerb.

Noam Chomsky hingegen, der den Nativistischen Ansatz entwickelte, konnte sich nicht vorstellen, dass in der kognitiven Entwicklung noch nicht sehr weit fortgeschrittene Wesen wie kleine Kinder innerhalb weniger Jahre ein so komplexes System wie unsere grammatischen Strukturen allein durch Imitation erlernen können. Er ging davon aus, dass es einen angeborenen Spracherwerbsmechanismus gibt, mit dessen Hilfe Kinder intuitiv-unbewusst Sprache erwerben: Kinder benötigen angeborene Fähigkeiten, um Sprache zu lernen.

Letztendlich erklärt keiner der Ansätze voll und ganz, wie wir Sprache erlernen. Doch jeder der Ansätze trägt einen Teil zu einer Erklärung bei.