Im Interview: Ponyhof für Fortgeschrittene: Mein erstes Jahr als Zwillingsvater

Ich freu mich drauf, euch heute den Autor des Buches „Ponyhof für Fortgeschrittene“  vorstellen zu dürfen.

tillmannHallo Tillmann, schön dass es geklappt hat. Stell Dich doch bitte unseren Lesern kurz vor! Wer gehört zu Dir und woher kommst?

Hallo Agnes. Ich bin 39, als Sohn eines Deutschen und einer Schweizerin in Bonn geboren und mit meiner Frau Carina seit acht Jahren verheiratet. Ende 2005 sind wir in die Schweiz gezogen. Wir haben drei Kinder: Lilja (7) sowie Janina und Annika (3) und leben in der Nähe von Zürich.

Was waren Deine ersten Gedanken, als Du erfahren hast, dass Ihr Zwillinge bekommen werdet?

Das lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Schock. Was bei uns vor allem auch durch die spezielle Situation begründet war, dass die Gynäkologin beim ersten Ultraschall-Termin nur ein Kind sehen konnte. Entsprechend gross war fünf Wochen später die „Überraschung“. Die ersten Gedanken? Die gingen in die Richtung, ob wir das überhaupt packen: mit schon einer damals Dreijährigen, ohne Grosseltern vor Ort und einer konservativen Familienpolitik, die es Eltern mit mehr als einem Kind nicht gerade einfach macht. Es hat dann schon längere Zeit gedauert, bis wir das verdaut hatten, das Ganze akzeptierten und später uns dann auch freuen konnten.

Wie hast Du die Schwangerschaft miterlebt, hattest Du besondere Ängste und wie ging Euer Umfeld mit dieser Nachricht um?

Zu Beginn der Schwangerschaft hatte Carina einen schweren bakteriellen Infekt, danach war ihr über Wochen extrem schlecht. Später musste sie engmaschig überwacht werden, da die Kinder sich eine Placenta geteilt haben und die Schwangerschaftsrisiken dadurch erhöht waren. Am Schluss dann der riesige Bauch, der Carina ziemlich einschränkte und von mir mehr Einsatz forderte. Fazit: Für mich war die Schwangerschaft eher belastend. Ich war dann auch zu Hause ziemlich stark im Einsatz. Auf der anderen Seite hat mich diese Zeit sehr stark mit unserer großen Tochter verbunden, da wir sehr viel mehr Zeit miteinander verbracht haben als vorher.

Unser Umfeld? Natürlich sind Zwillinge unterm Strich „spannender“ als eine normale Einlingsschwangerschaft und nachher „nur“ ein Kind. Aber ein Hype ist da in unserem Umfeld nicht ausgebrochen 🙂

In deinem Buch beschreibst Du Deine Rolle als Zwillingsvater, wie kamst Du auf die Idee darüber ein Buch zu schreiben?

Durch Zufall. Carina arbeitet in einem Krankenhaus in der Kommunikation. Sie erhielt eines Tages eine weitergeleitete E-Mail von einer der Hebammen. Der Twinmedia-Verlag hatte sie angeschrieben auf der Suche nach Zwillingsvätern für einen Sammelband. Da habe ich dann mitgemacht. Insgesamt zwölf Zwillingsväter beantworteten die gleichen Fragen. Die Verlegerin war dann mit meinen Antworten anscheinend ziemlich happy. Zumindest hat sie mir vorgeschlagen, ein eigenes Buch zu schreiben. Fand ich eine gute Idee. Und los ging’s…

Im Vorwort hast Du geschrieben, dass der Roman eine Art Mosaik ist, weil er nicht am  Stück entstanden ist. Wie konntest du Dich selbst immer wieder motivieren weiterzuschreiben?

Zum Schreiben muss ich mich eigentlich nie motivieren. Ich schreibe schon immer gern. Zu schreiben ist für mich eine Form der Entspannung. Zwischenzeitlich wurde mir von einem Bekannten empfohlen ein richtiges Sachbuch zu schreiben, mit Interviews, Auswertungen von Studien etc. Darauf hatte ich keine Lust, das hätte ich zeitlich auch nicht gepackt. Der „Ponyhof“ ist meine persönliche Geschichte. Der Text „floss“ vom Kopf über das Rückenmark in die Tastatur. So hat das Schreiben rückblickend einfach nur Spass gemacht.

Gibt es eine Lieblingsstelle von Dir in Deinem Buch? Einen Lieblingsmoment etc.?

Keine Frage: das Kapitel „Predator“. Darin beschreibe ich meine Kämpfe mit den ganzen „Monstern“: Reflux-, Zahn- und vor allem das Schlafentzugs-Monster. Diese Kämpfe sind zum einen echt bezeichnend für das erste Jahr mit den Kids gewesen, zum anderen haben sie zu wirklich teilweise absurd-skurrilen Situationen geführt. Rückblickend ist es einfach unglaublich, mit welch stoischem Gleichmut und zum Teil auch mit welch taktischer Kreativität wir diese Schlachten geschlagen haben. Da kann ich jetzt, wo wir das dritte Jahr längst geschafft haben, einfach nur lächeln – und bin gleichzeitig durchaus stolz auf Carina und mich, dass wir das alles gemeistert haben.

ponyhof-mein-erstes-jahr-als-zwillingsvaterZwillingsväter sind ja eher selten aktiv im Internet zu finden (mit eigener Webseite oder Projekt) und doch finde ich es immer wieder spannend, auch mal die männliche Sicht der Dinge zu lesen. Welche Tipps würdest du werdenden Zwillingsvätern mit auf den Weg geben? Welche Webseiten kannst du diesbezüglich empfehlen?

Der Ponyhof ist ja primär als Buch für Zwillingsväter gedacht – auch wenn mein Eindruck ist, dass der weibliche Leseranteil deutlich höher ist. Tipps für Zwillingsväter gibt es in dem Buch in jedem Fall genug.

Die Zahl der im Web aktiven Zwillingsväter ist noch zu überschauen, aber so ganz langsam nimmt sie doch zu. Mir persönlich gefällt www.papaszwillinge.com sehr gut. Da gibt es tolle Texte und richtig schöne Foto eines Zwillingsvaters.

Wie schaffst Du den Spagat zwischen Familie und Arbeit? Gibt es eine klassische Rollenverteilung bei Euch?

Unsere berufliche Rollenverteilung ist tendenziell klassisch: Ich arbeite 100%, Carina 40%. Gern würde sie mehr arbeiten und ich weniger. Aber aufgrund der horrenden Betreuungskosten für unsere drei Kinder hier in der Schweiz war dies bislang noch nicht möglich. Wir versuchen dies nächsten Sommer zu ändern, wenn die beiden Kleinen in den Kindergarten kommen. Die Rollenverteilung zu Hause ist hingegen tendenziell „modern“: Carina ist zwar mehr zu Hause als ich und übernimmt dafür auch mehr Aufgaben an der „Heimatfront“. Aber ich packe im Haushalt voll mit an – und das jeden Tag.

Insgesamt habe ich das Glück einen Beruf und einen Arbeitgeber zu haben, die mir recht flexible Arbeitszeiten ermöglichen. Im Normalfall übernehme ich den Fahrdienst an den beiden Krippen-/Horttagen unserer Kinder. Auch sonst kann ich mir unter der Woche immer wieder Freiräume für die Familie schaffen, wenn ich es weit genug im Voraus plane. Dafür sitze ich aber nicht selten auch abends oder am Wochenende vor dem Laptop. Der Spagat gelingt aber ganz gut und es bleibt sogar noch Zeit für mich, zum Beispiel für Sport. Aber klar: Ohne eine ordentliche Portion Disziplin und Organisation geht das alles nicht.

Kannst Du folgenden Satz zu Ende bringen?

Zwillinge sind wunderbar, weil …

… es solch geballte Lebensfreude mit nur einem Kind ganz einfach nicht gibt.

Hier könnt Ihr mehr über Tillmann, seine Familie & sein Buch erfahren:

Lieber Tillmann ich danke Dir arg sehr für diese tolle Interview, Dir und Deiner Familie wünsch ich nur das Allerbeste und vielleicht bis zum nächsten Buch? 🙂

 

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