Wir werden Papst

Es gibt ja Menschen, die sind schnell dabei, wenn es darum geht, die berufliche Zukunft von Kindern vorauszusagen. Klein Fritzi hat eine Vorliebe dafür, seine Fingerchen in jede Steckdose zu stecken – na, der wird doch bestimmt mal Elektriker. Susi fährt in rasantem Tempo und mit lautem ‚Brummbrumm‘ allen, die nicht bei drei auf den Bäumen sind, mit dem Bobby Car über die Füße – die nächste Generation der Formel-1-Weltmeister ist geboren.

Die originellste Idee für die zukünftige Berufswahl meines Sohnes hatte einst ein mir völlig unbekannter Mensch in der Fußgängerzone. Sohnemann muss damals knapp zwei Jahre alt gewesen sein und einfach nur still im Buggy zu sitzen und die vorüberrauschende Welt zu bestaunen war einfach nicht sein Ding. Nein, es musste immer mindestens ein Körperteil in Bewegung bleiben und so war er irgendwann dazu übergangen, hoheitsvoll aus seinem Kinderwagen heraus dem Fußvolk zuzuwinken. Eines Tages kam uns nun ein älteres Ehepaar entgegen und beim Anblick meines winkenden Kindes rief der Mann begeistert aus: „Guck mal, Gerda! Der wird mal Papst!“

Mein Sohn selbst wollte ja zunächst lange Zeit Kindergärtnerin werden, weil man dann ja den ganzen Tag spielen kann. Abgelöst wurde diese Zukunftsplanung dann von dem Wunsch eine Laufbahn als Künstler einzuschlagen, was mich dazu veranlasste, voller Begeisterung nach Kinderzeichenkursen in der näheren Umgebung zu suchen, während der Göttergatte die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Ich glaube, er hatte gerade einen längeren Vortrag zurechtgelegt, mit dessen Hilfe er den Sechsjährigen von einer weniger brotlosen Kunst überzeugen wollte und ich bin mir fast sicher, dass er für den Notfall schon mal nach streng naturwissenschaftlich ausgerichteten Internaten gegoogelt hat, als Sohnemann uns unterbreitete, er wolle jetzt doch lieber Tester und/oder Entwickler für Computerspiele werden. Komischerweise löste dies beim Göttergatten keine Panikattacken aus.

Ich bin, was die berufliche Zukunftsplanung meines Sohnes angeht, inzwischen ganz entspannt. Wenn es danach ginge, was man als Kind werden wollte, dann würde meine Frau Doktor Schwester nun als Eierfrau über Land fahren und den Ertrag ihrer ureigenen Hühnerfarm verkaufen. Meine Mutter hätte gar keinen Beruf erlernt, denn dazu hätte sie wegen ihrer zwölf Kinder keine Zeit gehabt. Und ich, ich würde als brotlose Autorin darauf warten, dass endlich jemand meine Genialität entdeckt – aber Moment, wenn ich recht überlege, ist das eigentlich genau das, was ich tue. Manchmal erfüllen sich Kindheitsträume eben doch.

Und falls mein Sohn später einmal so gar keine Idee hat, womit er sein Geld verdienen soll, ich hätte da ein paar Vorschläge:

Regisseur

Wenn wir zusammen mit Lego oder Playmobil spielen, dann ist dies eigentlich weniger ein ‚zusammen spielen‘, als vielmehr die Ausarbeitung einer genauestens geplanten Geschichte mit passender Choreographie – da bleibt kein Raum für spontane Entwicklung, denn ich bekomme genau vorgegeben, was ich sagen soll, was ich sehe und was meine Figuren zu tun haben und halte ich mich nicht daran, wird Sohnemann ausgesprochen ärgerlich. So sehe ich ihn vor meinem inneren Auge manchmal unwillkürlich ganz in schwarz gekleidet und mit Baskenmütze auf dem Haupt in einem Regiestuhl sitzen, unbarmherzig Anweisungen geben und zwischendurch seufzend den Kopf schütteln: „So kann ich nicht arbeiten!“

Topmanager

Ich habe kürzlich gelesen, dass Kinder, die ihren Eltern häufig widersprechen, später zu starken Führungspersönlichkeiten werden und ein großes Konfliktpotential entwickeln (entwickeln?!). Wenn es danach geht, können sich Winterkorn und Co schon einmal warm anziehen!

Berühmtheit

Dies ist zumindest das Ergebnis eines Tests, den man bei einem großen Internetportal absolvieren kann, wenn man sich nicht mehr eine gewisse Anzahl an Jahren gedulden möchte, um zu erfahren, was denn aus dem Nachwuchs wird. Ich vermute, dieses Ergebnis ist die nette Umschreibung für „deinen wirren Antworten nach zu urteilen kann dein Kind alles und nichts“. Andererseits passt es hervorragend zu den vorangegangenen Vorschlägen.

Also – wenn ich es mir recht überlege, so freunde ich mich immer mehr mit der Idee an, dass mein Sohn vielleicht doch einmal Papst wird. Das wäre immerhin ein Grund häufiger mal nach Rom zu reisen, um ihn in Vatikanstadt zu besuchen.  

Was haben denn Eure Zwillinge für Berufswünsche? Ab damit in die Kommentare, wir freuen uns drauf.

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