Heute möchte ich Euch eine sehr symphatische Großfamilie im Interview vorstellen, dankeschön an Sarah von Familienleben_2_plus_5
Magst Du ein paar Zeilen über Euch verlieren? Wer seid Ihr und woher kommt Ihr?
Wir sind eine bunte Patchwork-Familie und bestehen aus unseren Kinder:
● Darren ( 9 Jahre alt)
● Fehmi ( 7 Jahre alt)
● Jibril ( 1 ½ Jahre alt)
● den Zwillingen Aishatou und Anissa (7 Monate alt)
aus meinem Mann Dean (31 Jahr alt, aus Benin/Westafrika) und mir, Sarah (28 Jahre alt aus Flensburg). Unser zu Hause liegt in der schönen Hansestadt Hamburg und gemeinsam sind wir eine ganz ‘normale’ Großfamilie. Unsere Familienplanung ist abgeschlossen, denn wir sind so wie wir sind, komplett.
Du warst ja eine Zeitlang alleinerziehend? Wie war diese Zeit für Dich?
Das stimmt ich war mit meinen ersten beiden Söhnen Darren und Fehmi knapp 6 Jahre alleinerziehend. Mit der Geburt von Darren 2008 änderte sich mein Leben als damals 19 jährige komplett. Ich war von Beginn alleinerziehend, deshalb war es für mich „normal“ alles alleine zu machen. Die größte Herausforderung damals war es für meine Kinder da zu sein und gleichzeitig meine Ausbildung zu beenden. Heute weiß ich aber, was für eine Leistung ich damals erbracht habe und wie schön es ist einen Partner / Mann an der Seite zu haben der einen unterstützt. Deshalb ziehe
ich meinen Hut vor alle alleinerziehenden Mamis und Papis da draußen.
In welcher Woche hast du erfahren, dass du Zwillinge erwartest und was war dein bzw. Euer erster Gedanke?
Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, als ich erfahren habe, dass ich wieder schwanger war. Das war ein „Schock“ . Jibril war zu dem Zeitpunkt gerade einmal 7 Monate alt. Ich hatte seit seiner Geburt keine Regelblutung und nahm zur Verhütung eine Stillpille. Ich fühlte mich irgendwie komisch und irgendwas sagte mir, einen Schwangerschaftstest zu machen und er zeigte direkt positiv an.
Ich vereinbarte einen Termin beim Gynäkologen um festzustellen wie weit ich war. Ich ging zu einem anderen Gynäkologen als normal, da meine Frauenärztin im Urlaub war. Als er den Ultraschallkopf auf setzte war schnell klar, die Schwangerschaft war schon fortgeschritten. Ich befand mich bereits in der 13. Woche. Als ich dann auch noch sah, dass es zwei Kinder waren, fiel ich aus allen Wolken und mein Partner war auch total verwirrt. Denn wer hätte schon mit Zwillingen gerechnet. Doch nach dem ersten Schock, war die Freude riesig. Klar fragte ich mich immer wieder ob ich bzw. wir das alles überhaupt packen. Doch Dean und ich wussten, wenn wir Hand in Hand arbeiten, können wir alles schaffen.
Gab es Besonderheiten oder Zwischenfällen in deiner Zwillingsschwangerschaft?
In der Tat gab es einige Unklarheiten und Besonderheiten in meiner Schwangerschaft. Wie schon zuvor gesagt hat ein anderer Gynäkologe die Schwangerschaft festgestellt und dadurch das ich seit der Geburt von Jibril keine Monatsblutung hatte, konnte ein Entbindungstermin nur geschätzt werden. Meine Gynäkologin setzte diesen auf den 05.05.2017 fest. Sie sagte mir auch, dass meine Zwillinge zweieiig seien. Ich sollte mich in einem Pränatalzentrum vorstellen. Ich wurde somit von einem zusätzlichen Ärzteteam betreut. Im Pränatalzentrum wurde mir dann mitgeteilt, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit eineiige Zwillinge sind, da nur eine Plazenta zusehen ist. Ich tappte also total im Dunkeln was den tatsächlichen Geburtstermin anging und die Frage eineiig oder zweieiig.
Wie lief die Geburt ab? Welche Schwangerschaftswoche? Natürlich? Kaiserschnitt?
Da meine Schwangerschaft komplikationslos verlief, strebte ich eine natürliche Geburt an. Doch es kam dann doch ein wenig anderes. Der führende Zwilling hat sich in der 36. SSW dazu entschieden in Beckenendlage zudrehen. Somit konnte ich nur hoffen, das die kleine Maus sich wieder zurück in Schädellage dreht. Zwei Tage später lag sie immer noch in BEL, also wurde ein Kaiserschnitt für den 18.04.2017 geplant. Die Mädchen sollten also in der 37+4 SSW geholt werden. Ich konnte mich mit diesen Gedanken einfach nicht anfreunden auf Termin die Zwillinge zu gebären. In der Nacht vom 17.04. auf den 18.04. konnten wir einfach nicht schlafen. Und dann passierte es um ca. 2:30 Uhr ist meine Fruchtblase geplatzt. Wir riefen also meine Mutter an, dass sie anstatt wie geplant morgens jetzt schon kommen müsste. Ich verlor extrem viel Fruchtwasser, was bei einer BEL vollkommen normal ist. Ich rief im Kreißsaal an, die Hebamme bat mich mit einem RTW ins Krankenhaus zukommen, da ich liegend transportiert werden muss. Der Krankenwagen traf gegen 03:00 Uhr ziemlich zeitgleich mit meiner Mutter ein. Zu diesem Zeitpunkt setzten auch die ersten Wehen ein. Sie waren gut auszuhalten aber in relativ kurzen Abständen. Da mich die Rettungskräfte nicht alleine aus dem 4.Stockwerk liegen die Treppe runtertragen konnten, wurde noch ein Löschzug zur verstärkung berufen. Es standen also 7 Männer in meinem Schlafzimmer und machten mich für den Transport bereit. Im Krankenwagen angekommen hatte ich bereits alle 3-4 Minuten Wehen, diese empfand ich aber als harmlos und nahm Sie deshalb nicht wirklich ernst, im Gegensatz zum Rettungssanitäter, der gab seinem Kollegin zu verstehen, dass wir uns ein wenig beeilen müssten. Um 3:45 Uhr waren wir dann im Krankenhaus, wo wir bereits vom ganzen Team der Geburtsstation erwartet wurden. Es wurde noch schnell Blut abgenommen, ein Ultraschall gemacht um zuschauen ob alles in Ordnung im Bauch ist und eine Hebamme untersuchte noch meinen Muttermund und stellte mit erschrecken fest, dass dieser bereits 6 cm geöffnet war. Es ging dann auch alles relativ flott, die PDa wurde im OP gelegt, mein Mann wurde dazu gerufen und dann um 04:13 Uhr war Aishatou Eniola auch schon da, direkt hinterher um 04:14 erblickte auch Anissa Folashade das Licht der Welt. Sie kam also nur ein paar Stunden früher als geplant auf die Welt. Aber ich finde es schön und wichtig, dass die Geburt von
allein losging.
Welche Dinge der Erstausstattung sind in deinen Augen sinnlos? Und auf welche Artikel möchtest du keinesfalls mehr verzichten?
Heutzutage gibt es viele Dinge die einer Mutter den Alltag sicherlich leichter machen aber eventuell gar nicht notwendig sind/ bzw. wären. In den Sozialen Netzwerken werden viele Produkte als das non plus ultra vermarktet, aber ob man sie wirklich braucht ist die andere Sache. Ein neugeborenes braucht in erster Linie viel Liebe , Nähe und Wärme. Und genau diese Dinge kann man nicht kaufen, aber als Eltern kann man sie schenken. Ich kann zum Beispiel gut auf eine Federwiege verzichten, klar gibt es Kinder, die in ihr super zur Ruhe kommen und dadurch der Mama auch ein paar Stunden Ruhe schenken, ich hätte aber immer bedenken, dass mein Kind sich zu sehr an dieses Geschaukel gewöhnt. Ich muss aber auch dazu sagen, dass alle meine Kinder eher zur ruhigeren Sorte zählten, als sie Säuglinge waren.
Keinesfalls mehr verzichten möchte ich auf meinen Zwillingskinderwagen. Wir haben uns damals für das Modell Zoom von Abc Design entschieden. In diesem Modell sitzen bzw. liegen die Kinder hintereinander und nicht nebeneinander. Dieses war besonders wichtig für uns, um in der Großstadt nirgendwo stecken zu bleiben. Besonders angesprochen hat mich auch, dass sie die Sportsitze auch zueinander positionieren lassen, so dass sich beide gegenseitig anschauen können.
Konntest du bzw. Ihr deine/eure Zwillinge von Geburt an unterscheiden oder gab es auch Situationen, wo du sie verwechselt hast?
Nach der Geburt fiel es uns relativ leicht beider auseinander zu halten. Da Aishatou im Gegensatz zu Anissa sehr zierlich war. Das hat sich mittlerweile geändert. Doch als Eltern kann man die beiden an der Mimik doch relativ einfach auseinander halten, wobei es selbst mir bzw. Dean passiert, dass wir sie auf den ersten Blick verwechseln. Meinen Mutter bzw. der Rest meiner Familie kann beide nur sehr sehr schwer auseinander halten.
Worin unterscheiden sich deine Zwillinge am meisten?
Ich würde sagen SIe sind sich doch sehr sehr ähnlich in vielen Dingen. Aishatou ist würd ich sagen zarter und sensibler von Beiden. Sie weint schneller mal und beruhigt sich manchmal nur schwer. Dafür ist Sie die mobilere. Anissa ist einen kleine Draufgängerin. Sie ärgert jetzt schon gern ihre Schwester.
Wie managt Ihr das Leben als Großfamilie und mit drei Kleinkindern? Wie kommen deine beiden großen Kinder damit zurecht?
Bei einer Großfamilie ist denke ich eine gute Tagesplanung das wichtigste. Mit drei Kleinkindern ist es manchmal nicht so leicht, wobei ich sagen muss, hatte ich es mir schwieriger vorgestellt. Wir spielen anstatt mit einem Kind mit dreien, dass klappt ganz gut. Beim Anziehen und Wickeln wird brav eine Schlange gebildet und der Mittagsschlaf wird zur selben Uhrzeit gemacht. Es hat natürlich ein wenig Zeit gebraucht, bis sich die drei Kleinen aufeinander abgestimmt haben, aber mittlerweile sind wir ein gutes Team. Wenn wir mal Besuch haben, sind immer alle erstaunt wie ruhig es doch bei uns abläuft. Ich sage mir immer wieder in schwierigen Situationen: “Wenn ich ruhig und entspannt bin, sind es meine Kinder auch.” Die beiden Großen sind relativ selbstständig. unternehmen am Wochenende oder nach Schulschluss viel mit Ihren Freunden, aber sie helfen auch immer gern im Haushalt mit und kümmern sich mit viel Freude um ihre kleineren Geschwister. Sie fordern aber auch immer wieder ihre Zeit allein mit Mama oder Papa ein. Das ist mir auch sehr wichtig, dass wir alle zusammen halten, aber auch jeder auf seine eigenen Bedürfnisse achtet.
Ihr habt ja noch weitere Kinder. Was ist der größte Unterschied im Alltag zwischen Zwillingen und „normalen“ Geschwisterkindern?
Ich merke immer wieder, wie sehr die beiden Mädchen miteinander verbunden sind. Sie brauchen sich regelrecht. Man kann sich noch so weit auseinander hinlegen irgendwie finden sie immer wieder zu einander. Sie suchen und finden sich. Sie beruhigen sich gegenseitig und schenken einander ganz viel Liebe. Ich denke diese unsichtbare Verbindung gibt es bei “normalen” Geschwistern auch, doch ist sie nicht so stark ausgeprägt.
Du bist ja im Moment in Elternzeit, wie schaffst du dir immer mal eine Auszeit für Dich? Und wie begegnest du solchen Sprüchen: „Du hast es ja gut, musst nicht arbeiten und kannst mit den Kindern daheim bleiben!“
Als Mama bzw. Papa hat man ja immer 24 Stunden “Bereitschaftsdienst”, da ist es nicht immer leicht auch einfach mal nur Zeit für sich zu haben. Ich gönne mir aber immer mal gern, abends wenn alle Kinder schlafen, ein Vollbad. Auch als Paar ist es wichtig Zeit miteinander zuverbringen. Deshalb machen wir es uns gerade am Wochenende auch mal gern auf der Couch bei einem netten Film bequem. Ansonst entspanne ich eigentlich täglich abends im Bett, in dem ich mich auf Instagram mit anderen Mamis und Papis austausche und an meinem Blog arbeite. Wobei letzteres momentan leider etwas zu kurz kommt, aber ich weiß dass sich das auch wieder ändern wird. „Du hast es ja gut, musst nicht arbeiten und kannst mit den Kindern daheim bleiben!“ , höre ich leider immer mal wieder von einigen Menschen, die in den meisten Fällen selber keiner Kinder haben. Somit also nicht wissen, was es eigentlich heißt, “mit den Kinder daheim zu bleiben!”. Denn Eltern zu sein gehört wohl zu dem verantwortungsvollsten, zeitintensivsten, nervenaufreibensten aber auch zum aufregensten und wundervollsten Job! Deshalb wünsche ich mir mehr Respekt und Anerkennung für Eltern.
Welches ist einer der schönsten Momente an die du dich mit den Kindern erinnerst?
Jeder Tag hat schöne Momente, Sie sind alle viel wert. Ich bin dankbar über jede Sekunde, in der es meinen Kindern gut geht und sie gesund sind. Ein besonders schöner moment war der erste Tag wieder zuhause mit allen fünf Kindern. Denn da wurde mir erst richtig bewusst, was für eine tolle Familie ich habe. Aber ich denke im kommenden Jahr werden auch viele tolle Momente folgen, denn wir werden alle zusammen das erste Mal nach Afrika zu Dean seiner Familie fliegen und dort Urlaub machen.
In welchen Momenten kamst du an deine Grenzen?
Mit den Zwillingen gab es bis jetzt wirklich nur einen Situation an der ich an meinen Grenze gekommen bin. Es war die erste Impfung. Beide haben total geschrien und ließen sich überhaupt nicht
beruhigen. Die Busfahrt nach Hause war der Horror, ich habe immer versucht ruhig zu bleiben und beide zu beruhigen, aber Sie hörten einfach nicht auf zu weinen. Zu Hause angekommen sind sie zwar eingeschlafen aber nach 20 Minuten, fing dann alles wieder von vorn an. Ich rief meine Mutter an und bat um Hilfe. Selbst zusammen schafften wir es nicht sie zu beruhigen. An diesem Tag konnte ich ansatzweise nachvollziehen, wie es wohl Eltern mit “Schreikindern” geht. Wir sind dann um 19 uhr alle total müde ins Bett gefallen. Ich war froh, dass die letzte Impfung nicht in so einem Desaster geendet ist.
Welche Tipps würdest du werdenden Zwillingsmüttern gerne geben?
Mein Tipp ist: “Habt keine Angst! Zwillinge sind zwar zwei Kinder, aber nicht automatisch doppelte Arbeit. Für mich sind sie eher doppelte Freude. Alles andere wird sich schon einspielen!”
Vielen Dank für Deine Antworten, ich wünsch Euch als Familie weiterhin das Allerbeste.
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