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Interview mit der alleinerziehenden Zwillingsoma Britta

geschrieben von Agnes

Schön, das Du Dich für dieses Interview bereit erklärt hast, magst Du Euch bitte kurz vorstellen? Wer gehört zu Dir und wo kommt Ihr her?

Liebe Agnes, gern nehmen wir an diesem Interview teil. Ich heiße Britta, bin 53 Jahre alt und nach dem plötzlichen Tod meiner Tochter Sarah, alleinerziehende Oma von Aaron und Emilia, 5-jährige Zwillinge. Zu unserer Familie gehört auch Jordi, unser Hund. Wir leben in Berlin Kreuzberg.

Deine Enkel wohnen ja bei Dir, wie sieht Euer Tagesablauf aus?

Unser Tagesablauf ist „stinknormal“. Ich stehe so um 6:00/6.30 Uhr auf, wenn ich dann weiß, wer und wo ich bin, dann wecke ich die Kinder, zwei echte Langschläfer übrigens, wie ihre Mama. Waschen, Zähne putzen, anziehen und Kakao trinken, dann geht‘s um 8.30 Uhr mit Hund zur Kita, meist haben wir mehrere Hunde, da ich Hundesitter bin.

Während die Zwei den Tag in der Kita genießen, hab ich „Freizeit“, die Kita Zeit ist für mich die einzige kinderlose Zeit, da treffe ich mich z.B. mit Freundinnen zum shoppen, Kaffee trinken, quatschen oder ich nehme Arzttermine usw. wahr und natürlich Haushalt, einkaufen, kochen. Gegen 15.30 Uhr holen Jordi und ich die Kinder ab, je nach Lust und Wetterlage gehen wir zum Spielplatz, Fahrrad fahren, Eis oder Pizza essen, Freunde treffen und besuchen oder wir machen es uns zu Hause gemütlich. Wir sind gerne zu Hause, wir lesen, malen, spielen und reden viel, auch über die Mama. Dann drehen wir noch eine Hunderunde und dann gibt es Abendessen, gegen 20:00/20.30 Uhr ist Schlafenszeit.

Empfindest Du Unterschiede bei der Erziehung von Sarah bzw. jetzt von Deinen Enkeln?

Unterschiede in der Erziehung empfinde ich nicht, ich „erziehe“ liebevoll-konsequent, das hatte sich bei Sarah sehr bewährt, resultierend daraus hatten wir eine sehr innige, liebevolle und vertrauensvolle Mutter/Tochter Beziehung, nichts konnte uns zwei erschüttern. Die Zwillinge sind Sarah sehr ähnlich, besonders Aaron hat sehr viel von seiner Mama, das Sanfte, Sensible und Fürsorgliche. Emilia hat ihren starken Willen und den Dickkopf, in beiden erkenne ich Sarah wieder. Der einzige Unterschied ist der, dass ich jetzt 25 Jahre älter bin und wie alles im Leben, hat es Vor- und Nachteile, heute bin ich weitaus gelassener als früher. Starke Nerven hatte ich schon immer, nur die körperliche Kondition ist eben etwas schlechter als mit 20. Aber das ist auch okay, zum Glück sind bis heute gute Freunde von Sarah da, die körperlich anstrengende Dinge übernehmen, wie klettern oder Fußball spielen.

Gab es für Dich rechtliche Schwierigkeiten oder Steine die Dir in den Weg gelegt wurden, damit die Zwillis bei Dir bleiben dürfen?

Rechtliche Schwierigkeiten gab es leider jede Menge und obwohl ich jetzt nach 2 Jahren Kampf endlich die Vormundschaft habe, ist es noch nicht ganz ausgestanden. Es wird noch zu einer Gerichtsverhandlung kommen, da das Jugendamt keine Ruhe gibt, obwohl ich auf „Herz und Nieren” geprüft wurde, vom Krisenteam, vom Pflegekinderdienst, Familienhilfe und dem Jugendamt selbst, alle haben Abschlussberichte verfasst, die 100%ig für mich sprechen, inklusive psychologischer Gutachten. Unser Anwalt sagt, solange die Akte beim Jugendamt nicht geschlossen ist, solange verdienen sie Geld an uns, leichtes Geld, denn hier gibt es ja nichts für sie tun. Aber das wird sich hoffentlich dann vor Gericht klären, aber es kostet Kraft und Nerven, ich mache das jetzt seit Sarahs Todestag.

Deine Tochter Sarah, kannte bzw. kenne ich über Facebook,  von diversen Zwillingsgruppen, leider ist sie ja 2016 verstorben. Wie konntest Du den Verlust des eigenen Kindes verkraften und zusätzlich die Kraft aufbringen, für Deine Enkelkinder da zu sein?

Den Verlust des eigenen Kindes verkraftet man, denke ich, nie. Es ist einfach nicht der natürliche Verlauf des Lebens und ändert alles. Die Kraft für Aaron und Mia da zu sein, war vom ersten Tag ihres Lebens an da, genauso wie für meine Tochter, diese Kraft wird auch bleiben so lange wie ich lebe, das ist keine Anstrengung für mich, es ist einfach da.

Gibt es Rituale zwischen den Kids und Dir um Sarah in Euer Leben zu integrieren und die Erinnerungen lebendig zu halten?

Sarah ist immer irgendwie da, wir haben z.B. ein Foto von ihr im Wohnzimmer stehen, da zünden wir jeden Tag „Mamas Licht“ an und es stehen immer frische Blumen daneben, die Kinder suchen die Blumen aus und achten darauf, dass sie immer frisch sind. Wir reden oft über Sarah und erinnern uns, mal lustig, mal traurig. Jedes Kind hat von unserer Trauerbegleiterin ein Buch bekommen, es heißt „Ich denke ganz oft dich“ neben schönen Texten, bietet es viel Platz für Fotos, die Kinder können darin etwas malen, ihre Erinnerungen aufschreiben, ihre Wünsche und Ängste usw.

Wir haben aufgeschrieben was sie alles mit ihrer Mama gemacht haben, welches Lieblingsessen, welche Lieder sie gesungen haben, all das ist lebendig und wird es bleiben.

Hast Du hilfreiche Tipps um Kindern dabei zu helfen, wenn ein Elternteil gestorben ist?

Die besten Tipps sind: Niemals die Kinder anlügen, sie spüren das, dann verlieren sie das Vertrauen und den Halt. Unbedingt eine professionelle Trauerbegleitung suchen, wir haben eine wundervolle Kinder-Trauerbegleiterin der Caritas, sie ist immer für uns da und wird uns auch noch einige Jahre begleiten. Für Aaron und Mia ist die Mama im Himmel und passt von dort oben auf uns auf.

Welchen Fragen Deiner Enkelkinder waren am schwersten zu beantworten?

Es gibt natürlich Fragen, die schwer zu beantworten sind, besonders die, die auch mir sehr wehtun. Die einfache Frage „Warum“ z. B. oder „Oma, warum kann man aus dem Himmel nicht zurückkommen?“ Es ist wichtig ehrlich zu sein und auch mal zu sagen: „Das weiß ich nicht“. Wir haben zusammen überlegt, warum man nicht zurückkommen kann und sind letztlich zu dem Schluss gekommen, dass es im Himmel so schön ist, keiner ist krank, keiner hat Schmerzen und keiner ist traurig und irgendwann sind wir dort alle zusammen.

 

Was ist für Dich das wichtigste im Leben? Und siehst Du das Leben nun aus anderen Augen?

Das Wichtigste ist Gesundheit, ohne Gesundheit würde nichts gehen. Ich glaube, ich sehe das Leben nicht aus anderen Augen, ich bin immer noch ein durchweg positiv denkender/fühlender Mensch, daran hat sich nichts geändert. Ich denke immer an Sarah und sie fehlt mir unglaublich, aber ich weiß auch, dass sie mir in den Hintern treten würde. Aufgeben war für uns beide nie eine Option. Klar hab ich auch traurige, schwache Momente, Sarah war schließlich der wichtigste Mensch in meinem Leben und meine engste Vertraute. Mir fehlt ihr besonderer Humor, ihre ganze Art, wir beide haben so viel miteinander gelacht und so viel erlebt, so sehr wie mich das traurig macht, so sehr ist auch Motivation. Ich weiß ja was Sarah zu mir sagen würde.

Seit 2016 lese ich Deine Beiträge und schaue Deine/Eure Fotos bei Facebook an und ziehe des Öfteren meinen Hut vor Dir. Du machst das so toll (was man halt so von außen beurteilen kann) und es gab schon öfters einen Moment des innehalten beim Lesen Deiner Postings. Danke genau dafür, wie auch für dieses Interview hier. 

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Über mich

Agnes

Zwillingsmutter (Jungs) + 1 (Tochter), Musik-, Indien- und Lyrikfan. Arbeitsmässig habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und arbeite als Head of Online-Marketing für einen Finanzdienstleister. Falls Du Fragen zum Marketing / SEO für deine Webseite hast, kannst Du mich gerne einfach anschreiben.

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