Liebe Kira, schön, das Du Dich zu diesem Interview bereit erklärt hast. Magst Du Dich kurz vorstellen? Wer bist Du? Wer gehört zu Dir? Woher kommt Ihr und was machst Du so?
Ich bin Kira Fandel, 25 Jahre jung und wohne mit meinem Freund Willy Gass, 28 in Mettendorf, Eifel nähe Bitburg. Zu uns gehören die eineiigen Drillinge (Wahrscheinlichkeit von 1: 200 Millionen) Tara, Amara und Mila Gass, geboren am 11.10.18 um 14.38 Uhr, 14.39 Uhr und 14.40 Uhr per Kaiserschnitt. Ich bin examinierte Altenpflegerin und mein Freund Koch.
Am 26. April 2018 habt Ihr erfahren, dass es statt Zwillinge Drillinge werden, was war Euer erster Gedanke in diesem Moment? Wie habt Ihr Euch gefühlt?
Als erstes muss ich dazu sagen, unsere Drillinge sind auf natürlichem Weg, ohne jegliche Hilfe von künstlicher Befruchtung oä. entstanden, das ist meist die erste Frage.
Für uns beide war es am Anfang nicht ganz einfach, da wir drei Mal beim Frauenarzt waren und immer ein Kind mehr dazu kam, das macht psychisch schon etwas in einem, da der vierte Besuch wirklich Horror für mich war.
Mein Freund konnte sich relativ schnell damit anfreunden. Bei mir war es anders, ich hab wirklich die ersten zwei Wochen nur geweint, geweint bei dem Gedanken an Drillinge, geweint wenn mich jemand drauf angesprochen hat, du hörst „oh es werden drei“ vom Frauenarzt und man steht vor einem Loch, du denkst sind die Kinder gesund, schaffen es alle drei, wir werden völlig überfordert sein.
Du weißt wirklich nicht, was du machen sollst. Dann habe ich in der 13 SSW Blutungen bekommen und wir sind ins Krankenhaus gefahren, wir hatten wirklich Angst das wir eins, gar alle verloren hätten, aber es war nichts, von da an war ich Mama von Drillingen, ich hätte sie mir nicht mehr wegdenken können.
Wie ging Euer Umfeld mit dieser Nachricht um?
Zu unserem Umfeld muss ich sagen waren die Reaktionen ganz unterschiedlich, meine Familie und Willys Familie waren im ersten Moment natürlich auch total geschockt. Willys Mama Petra hat direkt gesagt ihr schafft das, da Willy selbst ein Zwilling ist, wusste sie natürlich was auf uns zu kam und stand mit Rat und Tat uns zur Seite. Auch meine Familie freundete sich sehr schnell damit an das es Drillinge werden. Mein Papa in dessen Haus wir alle in einer separaten Wohnung wohnen, fing direkt mit den Umbaumaßnahmen vom Haus an. Alle drei sollen ihr eigenes Zimmer irgendwann haben, zum Glück haben wir so viel Platz. Unsere Freunde sagten fast alle wir sind für euch da, wir helfen euch. Andere konnten sich das alles nicht vorstellen.
Wie verlief die Schwangerschaft mit den dreien? Kamen sie zu zeitig auf die Welt oder termingerecht?
Ich hatte eine richtig tolle Drillinsschwangerschaft. Ich hatte keine Probleme, keine Übelkeit, keine Komplikationen, kein verfrühter Krankenhausaufenthalt, nichts. Ich musste lediglich in der 32 ssw ins Krankenhaus und sollte Stationär bis zum Kaiserschnitt bleiben, aber nach 2 Tagen Krankenhaus wurde ich entlassen, mir ging es wirklich gut. Na klar, Probleme beim liegen hatte ich, aber da trug ich ja auch schon ca. 5,5kg Baby in mir, da kann man schon mal schlecht Luft bekommen. Ich habe die Kinder bis 34+3 (35.ssw) ausgetragen und per Kaiserschnitt entbunden. Tara wog 2110 Gramm, Amara 1990 Gramm und Mila 1980 Gramm.
© Copyright:
www.facebook.com/biancaphotografie
www.Bianca-Photografie.de
Bianca Rosenberger Newborn Fotografin
Wann durftet ihr die drei Mäuse das erste Mal sehen? Wie habt Ihr Euch gefühlt, als Ihr die drei Wunder sehen durftet? Wie war die Geburt?
Wenn man Drillinge bekommt, ist man schon eine kleine Sensation. Und alle sind aufgeregt, ich, Willy, die Familie, Freunde, sogar die Ärzte, ein Ärtzeteam von 25 Leuten war anwesend für mich und die Kinder. Bis zum Kaiserschnitt hieß es, es werden einmal Zwillinge und ein einzelnes Baby. Und plötzlich während der OP sagte die Ärztin “ Frau Fandel die sind ja alle in einer Blase, die sind eineiig, aber da konnte uns nichts mehr schocken. Dann war von Anfang an nicht klar ob wir die Kinder im OP sehen können da ja keiner wusste atmen sie oder brauchen sie sonst etwas. Aber sie waren fit atmeten von Anfang an alleine und Willy und ich konnten alle drei im OP sehen und anfassen wir haben geweint vor Freude, dann kamen sie zur Überwachung auf die Frühchenstation, wo Willy und mein Papa die Kinder als erstes richtig zu sehen bekamen. Dann nach ca. einer Stunde aufwachraum durfte ich ebenfalls auf die Frühchenstation, und ich weis noch genau mein Papa kam mit entgegen und sagte mit Tränen in den Augen sie sind wunderschön und Willy gibt Tara gerade die Flasche. Und da lagen sie alle drei im Brutkasten, sie waren wirklich wunderschön. Unser persönliches Wunder.
Was war für Euch die größte Herausforderung im ersten Jahr?
Der Kampf mit den Behörden. Unsere Kinder zusammen machen nicht so viel Arbeit wie wir mit den Behörden hatten. Natürlich ist auch mal der Moment da wo man gestresst ist, aber dann sind Familie oder Freunde direkt da.
Konntet Ihr die Drillinge stillen?
Nein, ich habe nicht gestillt, es sind von Anfang an Flaschenkinder.
Gibt es spezielle Unterstützung für Drillingseltern?
Leider nicht. Wir haben jetzt eine sehr liebevolle Tagesmama die 12 Std. die woche zu uns nach Hause kommt, aber die zahlen wir wie jede andere Familie auch.
Wie schafft man dies alles, man hat ja nur zwei Hände, aber drei Kinder?
Das ist sehr gut zu schaffen. Man benötigt einen geregelten Tagesablauf. Vom Krankenhaus an waren die Kinder es gewöhnt alle 4 Std. die Flasche zu bekommen, so haben wir es zu Hause weiter geführt und haben zu jeder Mahlzeit zu dritt gefüttert.
Und heute ist es noch so die Kinder essen zusammen, schlafen zur selben Zeit und spielen. Und warten haben sie von Anfang an gelernt denn man hat nur zwei Hände.
Und das Klischee, wenn eins weint, weinen alle, ist nicht wahr, die drei sind aneinander gewöhnt und stören sich nicht aneinander.
Zudem sind sie wie Mama und Papa sehr entspannte Kinder, sie schlafen seit dem 4. Monat durch, gehen um 8 ins Bett und werden zwischen 6-8 Uhr wach, was will man denn mehr.
Welches waren die nervigsten Sprüche die Ihr zu hören bekommen habt?
Oh, waren Kinder irgendwo im Angebot. Leider hören wir das total oft. Da könnten wir explodieren, aber die Menschen die das sagen denken einfach nicht drüber nach.
Aber das schlimmste was jemand zu mir gesagt hat war wortwörtlich „Mein Beileid“. Ich konnte in dieser Situation nichts sagen, ich war so traurig, ich dachte nur „Hallo das sind drei Kinder, drei Wunder“ das hat mich wirklich richtig getroffen.
Was sind die wunderbarsten Momente die man als Drillingsmama erleben darf?
Einfach und alleine unsere drei Kinder, die uns jeden Tag aufs Neue verzaubern. Es ist wunderschön mit anzusehen, wie sie zu dritt und nie alleine die Welt entdecken.
Sechs Augen die dich ansehen und funkeln. Sie sind so fröhlich, strahlen morgens wenn du ins Zimmer herein kommst und abends wenn sie ins Bett gehen.
Wie schafft Ihr es, als Eltern nicht auf der Strecke zu bleiben?
Wir holen uns wirklich auch unsere Auszeit. Das erste Mal haben die Kinder gemeinsam mit 4 Monaten auswärts geschlafen, was super funktioniert hat. Seit dem schlafen sie öfter bei ihren Paten oder Familie. Nicht alle Außenstehenden finden es gut. Aber uns ist es wichtig auch mal was für uns zu tun und das tun wir auch. Denn wir sind der Meinung entspannte Eltern haben entspannte Kinder.
Welche Phase war bisher am anstrengendsten?
Das Zahnen. Die Kinder sehen nicht nur gleich aus, sondern bekommen auch gleichzeitig Zähne.
Wie sieht ein normaler Tagesablauf bei Euch aus?
Wir stehen morgens zwischen 6-8 Uhr auf, dann wird eine nach der anderen gewaschen, gewickelt und angezogen. Um ca. 9 Uhr Frühstücke ich gemeinsam mit den Kindern, und da sind uns von Anfang an kleine Regeln wichtig, alle bleiben sitzen bis alle fertig sind und beim essen gibt es kein Spielzeug. Dann gehen wir meist raus, wir sind eigentlich täglich draußen, haben einen großen Innenhof und viel Wiese, oder gehen spazieren. Um ca. 12 Uhr gibt es Mittagessen und dann Mittagsruhe ca. 2-2 ½ Stunden.
Dann wird gespielt, Haushalt gemacht oder gekuschelt, da versuche ich nach Bedarf mich mit jeder einzeln zu beschäftigen und meine volle Aufmerksamkeit zu geben.
Es gibt einen kleinen Zwischensack und um 16.00 schlafen sie meist nochmal eine Stunde, danach ist Freizeit und Abendessen gibt es um 18.30 mit allen zusammen, ich, Willy, Opa und die Drillinge.
Um 20.00 gehen sie mit Flasche ins Bett, schlafen dann alleine ein und wir haben Zeit für uns.
Wir sind auch wirklich viel unterwegs, was andere mit einem Kind machen, mach ich eben mit drei, man muss oft einfach erfinderisch werden. Auch unseren ersten Urlaub zu fünft haben wir bereits hinter uns und es hat super funktioniert.
Welche Tipps und Ratschläge würdest Du werdenden Drillingsmamas bzw. natürlich auch den Papas auf den Weg geben?
Gebt nicht auf und glaubt an euch und eure Kinder! Lasst euch nichts erzählen und lasst euch nicht von anderen verrückt machen, denn die können nicht nachvollziehen wie der Alltag mit drei Kindern aussieht.
Und ich kann offen und ehrlich sagen, ihr werdet oft Eltern mit einem Kind belächeln.
Kontaktmöglichkeiten:
https://www.instagram.com/eineiige_drillings_mami/
Danke Euch für das tolle Interview und in den Einblick in Euer Leben als Drillingseltern – Ihr seid eine so tolle Familie.
Weiterführende Links:
[su_list icon=“icon: chevron-circle-right“ icon_color=“#af2cb1″]
- Interview mit Drillingsmama Sandra
- Interview mit Drillingsmutter Jana
- https://mutterkutter.de/drillinge-schwanger-interview-mama-alina/
- https://einerschreitimmer.com/interview-wie-man-zwillinge-und-drillinge-entspannt-gross-zieht-ohne-selbst-auf-der-strecke-zu-bleiben/
[/su_list]
Danke interessant geschrieben