Geld sparen: Spartipps für Familien

Heute ein Interview mit Isabel über das Thema sparen für Kinder. Liebe Isabel, schön dass Du Dich bereit erklärt hast, uns ein paar Fragen zu beantworten.

Magst Du Dich bitte kurz vorstellen? Wer gehört zu Dir, was machst Du so und woher kommst Du?

Mein Name ist Isabel, ich bin 34 Jahre alt, Mama eines zweijährigen Leo und nach zwei Jahren Elternzeit seit April 2019 wieder zurück im Beruf in Teilzeit, in dem ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im öffentlichen Dienst arbeite. Leos Papa und ich führen eine Beziehung, leben aber aktuell nicht zusammen. Wir kommen aus dem Saar-Pfalz-Kreis.

Foto Interview Sparen fuer Kinder

Was hat Dich bewogen, Dich intensiv mit dem Thema sparen für Kinder zu beschäftigen?

Ich hatte mir vor der Schwangerschaft/Geburt keine großen Gedanken über Finanzen oder ähnliches gemacht. Auch als Paar haben wir da ziemlich naiv ins Blaue „geplant“, wird schon alles werden….Wir hatten uns vor der Geburt dafür entschieden, dass volle Elterngeld für ein Jahr zu beantragen, statt es auf zwei Jahre zu strecken. In dieser Variante kann man im 2. Jahr der Elternzeit nämlich Teilzeit arbeiten, ohne die Elterngeldstelle informieren zu müssen (den eigenen Hauptarbeitgeber natürlich schon!). Diese Option wollte ich mir auf jeden Fall offenhalten.

Dann war das erste Jahr Elternzeit vorbei und ich zum ersten Mal seit ich denken kann ohne eigenes Einkommen. Das fühlte sich echt seltsam an. Plötzlich musste ich (gefühlt) jede Ausgabe abstimmen und ich habe mich abhängig und auch ein bisschen hilflos gefühlt. Als ich realisierte, dass ich nun nicht nur kein Einkommen hatte, sondern auch nicht in die Rentenkasse einzahlte, um mir Rentenansprüche zu sichern, fing ich an zu recherchieren: zum Thema Sparen im Allgemeinen, über (weibliche) Altersarmut zu Teilzeit-Falle und Gender-Pay-Gap und im Grunde habe ich nie wieder aufgehört, mich mit diesen Themen zu beschäftigen. Irgendwie hat sich bei mir eine dauerhafte Faszination für das Thema Finanzen entwickelt und ich spüre einen gewissen Ehrgeiz, mich in immer neue, thematisch verwandte Gebiete reinzufuchsen. Ich habe dann noch während der Elternzeit meine ersten Schlüsse gezogen und bin aktiv geworden. Heute sind sowohl mein Kleiner als auch ich breit investiert und ich kümmere mich sehr gerne um unsere Finanzen.

Wie sparen Eltern am besten für die eigenen Kinder?

Zuallererst finde ich es super, wenn man es schafft, für den Nachwuchs zu sparen. Auch wenn einem die Beträge mickrig erscheinen mögen, zum einen macht Kleinvieh bekanntlich auch Mist UND der Zeitfaktor (Stichwort Zinseszins!) spielt euch hier in die Karten, wenn die Anlage fast 20 Jahre, eventuell auch länger, für euch arbeiten kann.

Oft bekommen die Kleinen ja schon beträchtliche Summen zur Geburt, zur Taufe, zum 1. Geburtstag, usw. geschenkt.  Diese Beträge würde ich immer -wenn finanziell möglich- rentabel wegpacken.

Was sind denn deine Spartipps für Eltern bzw. auch Alleinerziehende?

Alle eure laufenden Verträge (Strom, Gas, Handy, KFZ-Versicherung, etc.) solltet ihr radikal auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls anpassen, kündigen und/oder neu abschließen. Oft gibt es auch Wechselprämien und Neukundenboni.

Dann solltet ihr euer Konto genauer unter die Lupe nehmen. Welche Gebühren entstehen euch monatlich/jährlich durch Kontoführungsgebühr, Kreditkartengebühr und Gebühren für andere Bankservices (Dauerauftrag, Scheck-Einreichung, etc.)? Es gibt tolle, solide Girokonten, sogar mit Kreditkarte, die kostenlos sind und trotzdem den gleichen Service bieten wie die Hausbank, der ihr jahrelang treu wart.

Um im Alltag weniger Geld auszugeben, empfehle ich so banale wie wirkungsvolle Hacks wie nur mit Einkaufszettel einkaufen gehen und dann auch nur das zu kaufen, was auf dem Zettel steht. Am besten im Vorfeld einen Essensplan für die jeweils kommende Woche überlegen und bei der Essensplanung darauf achten, dass mögliche Leftovers (weiter-)verwendet werden können.

Wenn ihr eure persönlichen Einsparpotenziale schwarz auf weiß sehen wollt, lege ich euch ans Herz, mindestens drei Monate lang analog oder digital ein Haushaltsbuch zu führen. So bekommt ihr ein Gefühl dafür, wie viel Geld für welche Dinge aus eurem Geldbeutel verschwinden. Nach den drei Monaten könnt ihr euch einzelne Budgets für die relevanten Bereiche wie Lebensmittel, Kleidung, etc. setzen und an ihrer Einhaltung arbeiten.

Was ist die richtige Geldanlage für Kinder?

Die eine richtige Geldanlage gibt es meiner Meinung nach nicht, egal ob für das Kind oder für einen selbst gespart werden soll, sorry Leute 🙂 Es kommt immer darauf an, was einem persönlich am wichtigsten erscheint: Soll die Anlage vor allem sicher sein? Dann muss ich eine geringere Rendite in Kauf nehmen, denn Sicherheit geht immer auf Kosten der Rendite. Soll die Anlage sehr ertragsorientiert sein, sprich die Zinsen sollen sprudeln? Dann muss ich mit höherem Risiko leben können. Oder will ich, dass die Anlage möglichst jederzeit liquide ist, dann wird das auch nur auf Kosten der Rendite möglich sein. Wir sehen also, in diesem Dreieck zwischen Rendite – Sicherheit- Liquidität muss man sich so verorten, dass man nachts noch gut schlafen kann.

Jetzt ist es beim Kind jedoch so: in den meisten Fällen ist für das Auskommen des Kindes, unabhängig von seinem eigenen Vermögen, gesorgt, durch die Gehälter der Eltern, durch Unterhaltszahlungen, durch Kindergeld, etc…Ihr seid also (vermutlich) nicht auf das Sparvermögen eures Kindes angewiesen, um über die Runden zu kommen. Super! Das heißt, wir können den Punkt Liquidität schon einmal vernachlässigen. Wir müssen die Anlage nicht kurzfristig zu Cash machen können und wollen sie auch jahrelang nicht anrühren. Bleiben noch die beiden Pole Rendite und Sicherheit. Und hier muss man Farbe bekennen. Gebe ich mich mit einer mickrigen Rendite zufrieden, da das Geld dadurch (vermeintlich) sicher(er) angelegt ist, was ein Trugschluss ist (Stichwort Inflation) oder nehme ich hier bewusst etwas mehr Risiko in Kauf, um auch höhere Erträge für den Nachwuchs zu generieren? Ich persönlich handhabe es so: mein eigenes Risikoprofil beträgt 70/30, also 70 % sind sichere Anlagen und 30 % risikoreichere Anlagen, während das Risikoprofil meines Sohnes sich 40/60 in 40% sichere Anlagen und 60% risikoreiche Anlagen aufteilt. Warum setze ich das Vermögen meines Sohnes einem doppelt so großen Risiko aus? Ganz einfach: ich habe ein Kind zu versorgen, mein Sohn nicht. Ich muss Miete, Strom, Lebensmittel etc. zahlen, mein Sohn nicht. Ich denke, ihr versteht, was ich meine…. Darum plädiere ich für etwas mehr Risikobereitschaft beim Sparen für Kinder.

Was sind Alternativen zum Sparbuch und Festgeld?

Ehrlich gesagt halte ich weder Sparbuch noch Festgeld für sonderlich geeignet als Geldanlage für Kinder, zumindest unter finanziellen Aspekten. Es mag den für Kinder abstrakten Prozess des Sparens in gewisser Weise „greifbar“ machen, wenn das Kind mit seinem Sparbuch zur Bank marschieren kann und dabei zusieht wie die dort vermerkte Summe stetig wächst. Zinstechnisch ist das Sparbuch allerdings seit Jahren klinisch tot, die Renditen sind unterirdisch und vernachlässigbar.

Festgeld ist aus einem anderen Grund problematisch: Attraktive Zinssätze sind aktuell nur bei längeren Laufzeiten von 5 Jahren+ zu kriegen. Das wäre ja nicht weiter schlimm, da wir das Geld ja sowieso langfristig wegpacken wollen, aber das Timing ist gerade richtig mies: Wir befinden uns seit 2016 schon im absoluten Zinstief, der Leitzins liegt bei 0%. Deshalb wäre es aktuell ziemlich unklug, sein Geld, vor einer (mögichen) Erhöhung des Leitzinses, für so lange Zeit fest anzulegen. Im jetzigen Kontext würde ich persönlich keine Festgelder mit Laufzeiten von mehr als 1 ½ Jahren abschließen.

Eine Alternative wäre das Tagesgeldkonto, welches aktuell zwar auch kaum Zinsen abwirft, allerdings hat das Tagesgeld den Vorteil, dass das Geld nicht fest geparkt ist, sondern jederzeit wieder anderweitig investiert werden kann. Jedoch ist gerade das für das Vermögen des Kindes unerheblich, das es für lange Zeit nicht angerührt werden soll.

Was bleibt da noch, werden einige sich fragen. Immer noch einiges! Manches ist (zu Unrecht) negativ behaftet (Aktien, Fonds), anderes vielleicht (noch) wenig bekannt (P2P-Kredite, Crowdinvesting, Genossenschaftsanteile). Ich bin der Meinung, Aktien sind aktuell alternativlos.

Ein relativ risikoarmer Weg, um in Aktien zu investieren, gelingt über ETFs (Exchange Traded Funds). ETFs sind passiv gemanagte Fonds, die einen bestimmten Index wie beispielsweise den DAX (Deutscher Aktienindex) nachbilden. Investiert man nun in einen ETF, investiert man automatisch in alle Aktientitel, die im Index enthalten sind und streut damit das Risiko breit über viele Aktientitel hinweg. Zudem sind die Gebühren für ETFs vergleichsweise gering.

Wie findet man geeignete Depot Anbieter?

Es gibt mittlerweile viele Broker, die eigens für den Nachwuchs „Juniordepots“ anbieten. Andere machen keinen Unterschied zwischen volljährig und minderjährig und nochmal andere erlauben nur Volljährigen, ein Depot zu eröffnen. Ihr solltet euch überlegen, wie ihr für euren Nachwuchs sparen wollt: Wird es einen monatlichen Betrag X geben, der als Sparrate angelegt werden soll? Wird dieser Betrag variieren oder konstant bleiben? Sollen vielleicht keine monatlichen Sparraten sondern Sonderbeträge von Geburt, Taufe, etc. unregelmäßig angelegt werden? Oder beides? Alle diese Vorüberlegungen helfen ungemein bei der Suche nach dem passenden Depot-Anbieter. Wenn ihr dann gefunden habt, was für euch passt, würde ich den Anbieter nehmen, der eure Anforderungen erfüllt UND die günstigsten Konditionen bietet.

Was spricht für und was gegen das Sparen im Namen des Kindes?

Egal ob es um große oder kleine Beträge geht, als Eltern muss man sich zu Beginn überlegen, ob für das Kind auf seinen eigenen Namen gespart werden soll (Variante 1)  oder ob dieses Nachwuchsvermögen auf den Namen der Eltern wachsen soll (Variante 2). Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile, die man für sich und seine Familie persönlich abwägen sollte. Hier ein paar Denkanstöße zur Entscheidungsfindung:

Der deutsche Staat gewährt jedem Bürger, auch Minderjährigen, pro Kalenderjahr aktuell 801 € an „Kapitaleinkünften“, sprich Zinsen, auf die keine Steuern gezahlt werden müssen („Sparerpauschbetrag“). Falls die Eltern selbst schon fleißige Sparer sind und aktuell oder perspektivisch ihren eigenen (801 €) oder gemeinsamen (1602 €) Sparerpauschbetrag knacken, dann macht es durchaus Sinn, das Geld des Kindes auch auf den Namen des Kindes anzulegen, da das Kind dann ebenfalls 801 € an Zinsen steuerfrei einstreichen kann. Eine dreiköpfige Familie könnte in Variante 1 also insgesamt 2403 € (3*801€) steuerfreie Zinsen pro Jahr erzielen. Läuft das Vermögen des Kindes auf den Namen eines (verheirateten) Elternteils, beschränkt sich der steuerfreie Maximalbetrag auf nur 1602 € pro Jahr und pro Familie. Jetzt könnte man denken, wer macht es freiwillig anders, wenn die finanziellen Vorteile so klar auf der Hand liegen?! Nun ja….

Läuft das Vermögen auf den Namen des Kindes (Variante 2), dann bleibt das auch so, also mindestens bis das Kind volljährig ist. Oder eben höchstens. Denn wer weiß, was das Kind mit 18 für Pläne hat? Vielleicht will es das Geld sofort abheben und ausgeben für sinnvolle oder aus Sicht der Eltern weniger sinnvolle Dinge. Das alles liegt dann nicht mehr in eurer Hand, liebe Eltern, da das Kind ab dem Tag seiner Volljährigkeit vollumfassend über seine Ersparnisse verfügen kann. Eine Horrorvorstellung? Die muss es gar nicht sein: Ihr habt fast zwei Jahrzehnte Zeit, euren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld beizubringen oder besser noch vorzuleben und sie dadurch nach und nach auf den Tag X vorzubereiten, in der Hoffnung, dass das Kind dann in der Lage ist, kluge Finanzentscheidungen zu treffen.

Ein weiteres Manko bei Variante 2: Ist die Geldsumme, über die das Kind verfügt zu hoch (> 445 € monatlich, Stand 2019), darf das Kind nicht mehr kostenlos über die Krankenversicherung der Eltern mitversichert werden und muss selbst versichert werden.

Ein weiterer (möglicher) Nachteil bei Variante 2 ist der, dass ein eventuelles Privatvermögen des Kindes für eine BAföG-Beantragung eine Rolle spielen wird. Ist das Privatvermögen des Kindes größer als der aktuelle Freibetrag von 7.500 €, wird der Antrag auf BAföG abgelehnt.

Wir haben uns für den Moment übrigens für eine Kombination aus Variante 1 und 2 entschieden…

Ist es sinnvoll für die Kinder Geld anzulegen, wenn man selber noch Schulden zu begleichen hat?

Das würde ich davon abhängig machen, wie hoch die Schulden sind und wie die eigene Tilgungsrate aussieht. Generell zu sagen, dass man mit Schulden nicht fürs Kind sparen kann/darf, halte ich für falsch. Selbst wenn man verschuldet ist, kann man es eventuell schaffen, monatlich einen kleinen Betrag vom Kindergeld abzuzwacken und anzulegen. Geldgeschenke zu besonderen Anlässen (Geburt Taufe, etc.) wird man wohl auch eher weniger zur Tilgung der eigenen Schulden nutzen und dieses Geld kann also genauso gut rentabel angelegt werden, Schulden hin oder her. Aber natürlich steht im Extremfall die finanzielle Existenz der Familie vor dem Sparen fürs Kind und man will dem Kind auch sicherlich keine Schulden hinterlassen, wenn der Tag einmal kommt.

Welches Fazit kannst du ziehen?

Jeder, der Kinder hat, sollte sich mit dem Thema Sparen und Vermögensaufbau auseinandersetzen und die verschiedenen Möglichkeiten kennenlernen, die es gibt. Nur Mut, es ist wirklich kein Hexenwerk. Ich bin sicher, eure Kinder werden es euch eines Tages danken! Probiert es einfach mal aus, denn sich um seine Finanzen zu kümmern kann verdammt viel Spaß machen 🙂

Falls Ihr Fragen an mich habt, gerne unter isabelsorg@web.de

Welche Möglichkeiten nutzt Ihr für Euch und Eure Kinder? Oder habt Ihr andere Spartipps? Dann immer rein in die Kommentare 🙂

Weiterführende Beiträge und Links:

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